„Die Modebranche braucht kein neues, weltweites Gütesiegel. Es gibt den GOTS.“
Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) hält ein weiteres internationales Gütesiegel für ökologisch und fair produzierte Textilien für überflüssig. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist weltweit anerkannt, stellt strenge ökologische und soziale Anforderungen und ist auch für internationale Industrie- und Handelskonzerne realisierbar.
„Die Modebranche braucht kein neues, weltweites Gütesiegel für ökologisch und fair produzierte Textilien, denn es gibt bereits eines: den GOTS“, sagt Heike Scheuer, Leiterin der Geschäftsstelle des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) und bezieht sich dabei auf die Forderung von H&M‑Geschäftsführer Karl-Johan Persson. In einem Interview des schwedischen Textilherstellers mit dem Wirtschaftsmagazin DER SPIEGEL forderte er ein weltweit gültiges Siegel für Bekleidung, ähnlich dem Fair-Trade-Siegel für Kaffee.
Der Global Organic Textile Standard (GOTS) wurde von international führenden Standardorganisationen entwickelt. Gemeinsam haben sie weltweit anerkannte Richtlinien geschaffen, die eine nachhaltige Herstellung von Textilien gewährleisten, angefangen von der Gewinnung der biologisch erzeugten Rohstoffe über eine umwelt- und sozialverantwortliche Fertigung bis hin zur transparenten Kennzeichnung.
Damit bieten sie Verbrauchern eine umfassende und glaubwürdige Qualitätssicherheit. Im Jahr 2012 wuchs die Zahl der GOTS zertifizierten Betriebe von 2.713 Unternehmen in 2011 auf 3.016 Unternehmen. Das entspricht einer Steigerung von 11%.
„Dass der GOTS trotz seines hohen Anspruchs auch für internationale Industrie- und Handelskonzerne realisierbar ist, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass auch Unternehmen wie REWE, Aldi, dm-drogerie markt und C&A GOTS-zertifizierte Bekleidung und Textilien in ihrem Sortiment führen“, so Scheuer weiter.
Die Forderung nach einem neuen Siegel sei schlichtweg überflüssig, wenn nicht sogar kontraproduktiv, wird doch heute schon seitens der Verbraucher kritisiert, dass sie den „Siegel-Dschungel“ in der Modebranche nicht mehr durchblicken. „Wir brauchen eine Stärkung der bestehenden Siegel, gerade durch Unternehmen wie H&M und auch durch die Politik“, so Scheuer.
Dafür sei eine Regelung wie in den USA förderlich, wo Textilien nur mit dem Zusatz „bio“ beworben werden dürfen, wenn sie GOTS-zertifiziert sind. Scheuer: „Licht in den Siegel-Dschungel bringen: Ja! Aber ein weiteres Industrie-Gütesiegel hilft der Branche nicht weiter.
“Die Position von Bündnis 90/Die Grünen, die vor wenigen Tagen zum Thema Billigkleidung bekannt gegeben wurde, zielt in die gleiche Richtung. Demnach stellt die Partei vier Forderungen:
1. Offenlegungspflichten
2. detaillierte Deklarations- und Kennzeichnungspflichten
3. die Stärkung und Weiterentwicklung von guten, verlässlichen Siegeln und Standards wie GOTS und Fair Wear Foundation
4. die Haftung von Unternehmen.
Zu den Forderungen von Bündnis 90/Die Grünen: www.gruene-bundestag.de