In der Geschäftsstelle des Internationalen Verband für Naturtextilwirtschaft (IVN) gehen vermehrt Verbraucheranfragen zum Thema krebserregende Stoffe in Krabbel- und Lauflernschuhen aus Leder ein.
Aufgrund einer Veröffentlichung des Magazins Öko-Test (Ausgabe März 2011/3) herrscht Verunsicherung hinsichtlich krebserregender Substanzen. Es geht um Polyzyklische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Sie sind Bestandteil von Mineralöl und Kohle und entstehen durch das Rauchen von Tabakprodukten oder beim Grillen. Dabei handelt es sich um Stoffgemische aus mehreren hundert chemischen Verbindungen. Derzeit sind acht dieser Substanzen als krebserzeugend eingestuft (lt. Anhang VI der Verordnung 1272/2008 (CLP-VO).
Bei allen getesteten Schuhen wurden bis auf eine Ausnahme „erhöhte“ PAK Werte festgestellt, was durch die Bank zu einer Abwertung der Produkte um zwei Noten führte. Nur ein Modell schnitt mit „Gut“, zwei schnitten mit „ausreichend“ und fünf mit „ungenügend“ ab.
Ein Ergebnis das erschreckt, wenn die Hintergründe nicht erklärt werden, denn Ökotest wertete alle Produkte mit einem PAK Gehalt über 100 µ /kg ab – allerdings ohne die Unterscheidung zu treffen, ob die gefundenen PAK als krebserregende eingestuft wurden oder nicht.
Der Standard Ökotex 100 begrenzt die PAK Werte in Produkten auf 10 mg/kg. Bei Naturleder IVN liegt der Grenzwert bei 5 mg/kg, mit dem wichtigen Unterschied, daß hier grundsätzlich alle Substanzen ausgeschlossen sind, die als krebserzeugend eingestuft sind. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt den Grenzenwert von 0,2 mg/kg nicht zu überschreiten, allerdings bezogen auf die einzelnen schon als krebserzeugend eingestuften PAK.
Expertin Ulrike Siemers vom Bremer Umweltinstitut unterstreicht:
„Gemessene PAK-Konzentrationen unterhalb von 0,2 mg/kg lassen keine Rückschlüsse auf den Einsatz von vermeidbaren PAK-haltigen Einsatzstoffen oder Hilfsmitteln wie z.B. die entsprechenden Weichmacheröle bei der Produktion zu. Vielmehr handelt es sich nach unserer Auffassung hier um Kontaminationen, die bestenfalls mit unverhältnismäßig großem Aufwand bei der Produktion und Lagerung (z.B. Reinraumbedingungen) vermieden werden können. Selbst Hausstäube, Hölzer und Baumrinden weisen sehr viel höhere PAK-Belastungen auf, als hier in dem Schuh gefunden wurden.“
„Mit der Abwertung um zwei Noten wollen wir nicht zum Ausdruck bringen, daß durch solche Gehalte ein akutes Gesundheitsrisiko besteht“ räumt Öko-Test auf die Nachfrage der Herstellerfirma Pololo ein, deren Produkte ebenfalls getestet wurden.
Verunsicherten Verbrauchern kann man also nur empfehlen auf Standards zu achten, die solche Substanzen grundsätzlich verbieten. Dazu gehören der Naturtextilstandard IVN-Best, der Global Organic Textile Standard (GOTS) und auch der Standard Naturleder IVN zertifiziert.
„In unserem Naturleder-Standard sind grundsätzlich alle Substanzen verboten, die nach der EU Richtlinie 67/548 als krebserregend oder erbgutverändernd eingestuft werden. Daher kann der Verbraucher sicher sein, dass mit Naturleder gekennzeichnete Produkte diese gesundheitsschädlichen Substanzen nicht enthalten“
sagt IVN Vorstandsvorsitzender Elmar Sautter. Der IVN Naturlederstandard beinhaltet strenge Grenzwerte für Schadstoffe im Endprodukt und verbietet darüber hinaus die umstrittene Chromgerbung oder den Einsatz formaldehydhaltiger Gerbstoffe. Sämtliche Unternehmen, die in die Herstellung eines Naturlederproduktes involviert sind, müssen inspiziert und zertifiziert werden.