Bio-Baumwolle - die ökologische Alternative überzeugt

Baumwolle ist uns zu einem tägli­chen Begleiter geworden. Von der Unter­wäsche über das T‑Shirt und die Jeans bis hin zum Putzlappen: Jeder hat irgend­etwas aus Baumwolle im Schrank. „Das weiße Gold“ ist die wirtschaft­lich bedeu­tendste unter den Natur­fasern – und die schmut­zigste. Aus dem Blick­winkel der Nachhal­tig­keit bringt sie viele Probleme mit sich, zumin­dest wenn sie konven­tio­nell angebaut und verar­beitet wird. Und der ganz große Siegeszug der Bio-Baumwolle lässt leider noch auf sich warten.

Was heißt hier überhaupt „Baum“-wolle?

Die weiße Faser wächst weder an einem Baum, noch handelt es sich um Wolle, wieso also nennen wir sie „Baumwolle“? Als Baumwolle in den deutsch­spra­chigen Raum Einzug hielt, kannte man haupt­säch­lich Wolle vom Schaf oder Flachs, Hanf und Nessel als Pflan­zen­fa­sern. Die neue Faser fühlte sich eher an wie eine sehr feine Wolle, vergli­chen mit dem weniger weichen Leinen­stoff. Dass sie an einem Strauch und nicht an einem Baum wächst, wusste die Bevöl­ke­rung hierzu­lande zunächst nicht. „Wolle“, die auf Bäumen wächst – bieten etymo­lo­gi­sche Lexika als wahrschein­liche Erklä­rung für die Entste­hung der Bezeich­nung an. Die Wiege der Faser wird in Arabien vermutet, woher sich die Bezeich­nung Baumwolle in den meisten Sprachen ableitet. Ob englisch „cotton“, franzö­sisch „coton“ oder spanisch „algodón“, alle gehen auf das arabi­sche “qutn“ zurück. Botanisch heißt die Pflanze „Gossy­pium“.
Die EU-Textil­kenn­zeich­nungs­ver­ord­nung 1007/2011 schreibt vor, wie Textil­fa­sern dekla­riert werden müssen. Baumwolle besteht demnach per Gesetz ausschließ­lich aus Fasern aus den Samen der Baumwoll­pflanze (Gossy­pium) (1). Die Abkür­zung auf Etiketten für Baumwolle ist „CO“. „Bio-Baumwolle“ ist ein staat­lich geschützter Begriff, hinter dem klare Anbau­richt­li­nien stehen. Die Baumwolle für Texti­lien, die mit „Bio-Baumwolle“ beworben werden, müssen zum angege­benen Anteil aus kontrol­liert biolo­gi­schem Anbau stammen.
In Europa regelt den Bio-Anbau beispiels­weise die EU-Öko Verord­nung (2). Hier ist aller­dings ledig­lich der Anbau der Fasern geregelt, nicht ihre weitere Verar­bei­tung. In den USA gilt entspre­chend das „National Organic Programme“ (NOP), und in Indien ist das „National Programme for Organic Produc­tions“ (NPOP) maßgeblich.

Geschichte

Baumwolle wird seit Jahrtau­senden zur Herstel­lung leichter Kleidung vor allem in tropisch-subtro­pi­schen Regionen verwendet. Einige Quellen behaupten, dass schon die Ägypter zirka 12.000 v. Chr. mit Baumwolle gearbeitet hätten. Echte Belege hierfür gibt es jedoch nicht. Es finden sich Hinweise darauf, dass in Asien und in der Neuen Welt mehr oder weniger gleich­zeitig die Herstel­lung von Geweben und Schnüren aus Baumwolle entwi­ckelt wurden. Um die gleiche Zeit herum bauten die Maya im heutigen Mexiko und die Inka in Peru planmäßig Baumwolle an. Die älteste verläss­liche Aufzeich­nung über Baumwolle stammt aus Indien. Sie wird dort seit mehr als 3500 Jahren angebaut und im Rigveda (Sammlung von wichtigen Schriften des Hindu­ismus) bereits 1500 v. Chr. erwähnt. Auch die alten Griechen und Römer schätzten die weiße und feine Faser, die Alexander der Große aus Indien mitge­bracht hatte (3). Im 16. Jahrhun­dert war Indien das Zentrum der Baumwoll­ver­ar­bei­tung, Baumwolle war bei uns damals noch ein Luxusgut. Es war höchst arbeits­in­tensiv, die Samen­kap­seln zu entfernen und die Entkör­nung per Hand zu erledigen. Zu Beginn des 17. Jahrhun­derts begann der engli­sche Fernhandel mit tradi­tio­nell indischem Baumwoll­ge­webe, Baumwolle verdrängte in Nord- und Mittel­eu­ropa zuneh­mend Leinen und Hanf. Der endgül­tige Siegeszug der Baumwolle in Europa kam durch die Erfin­dung indus­tri­eller Spinn­ma­schinen während der briti­schen Indus­trie­re­vo­lu­tion um 1760 (4).
Im 20. Jahrhun­dert bekam die Baumwolle zuneh­mend Konkur­renz durch chemisch erzeugte Fasern. Textil­in­dus­trie und Modebranche entwi­ckelten zuneh­mend neue, billi­gere Fasern und entwarfen daraus Stoffe und Misch­ge­webe mit funktio­nalen Eigen­schaften. Insbe­son­dere Polyes­ter­fa­sern wurden immer häufiger einge­setzt. Vor mehr als zehn Jahren wurden erstmals größerer Mengen Polyester als Baumwolle verarbeitet.

So beliebt! Die wirtschaft­li­chen Aspekte

Zu den größten Produ­zen­ten­län­dern von Baumwolle gehören China, die USA, Indien, Pakistan, Usbeki­stan, Brasi­lien, die Türkei und Austra­lien. Der Anteil der Rohbaum­wolle am Weltfa­ser­markt liegt heute bei ungefähr 30%. Sie wird in über 100 Ländern der Welt angebaut. Größte Produ­zenten sind China, die USA, Indien und Pakistan. Die „nächste“ Baumwolle für uns Europäer wächst in Griechen­land, Ägypten und der Türkei.
Baumwolle ist die günstigste Natur­faser. Im Gegen­satz zu Kunst­fasern ist sie sehr saugfähig. Ist sie aller­dings erst einmal nass geworden, trocknet sie nur langsam. Baumwolle fühlt sich auf der Haut gut an, ist weich und kratzt nicht. Sie ist pflege­leicht, weil sie verhält­nis­mäßig wenig knittert, bei heißen Tempe­ra­turen gewaschen werden kann und wider­stands­fähig gegen­über Motten ist. Baumwolle ist vielfältig einsetzbar. Gewebe oder Strick­stoff, grober Canvas oder hauch­dünner Chiffon, durch Ausrüs­tung glänzend oder aufge­raut – Baumwolle hat viele Gesichter.

Der Baumwoll­gürtel

Weniger flexibel ist Gossy­pium auf dem Feld. Während des Wachs­tums vom Keimling bis zur Jungpflanze benötigt sie verhält­nis­mäßig viel Wasser. Während der Reifung der Kapseln und der Ernte hingegen sollte trockenes und warmes Wetter vorherr­schen. Diese klima­ti­schen Bedin­gungen herrschen in tropi­schen und subtro­pi­schen Gebieten und beschränken den Anbau eigent­lich auf den so genannten „Baumwoll­gürtel“ entlang des Äquators.

Der Wasser-Fußab­druck

Baumwolle wird aber nicht nur im Baumwoll­gürtel angebaut, etwa die Hälfte der weltweit erzeugten Faser muss künst­lich bewäs­sert werden. Vergli­chen mit anderen Kultur­pflanzen, braucht der Baumwoll­strauch phasen­weise große Mengen Wasser. Im weltweiten Durch­schnitt werden für die Produk­tion von 1 kg Baumwolle rund 11.000 l Wasser benötigt (5). Der Regen­feldbau (rain fed) ist in Sachen Wasser­ver­brauch deutlich nachhal­tiger. Oberflä­chen­be­wäs­se­rung, bei der über 50% des Wassers ungenutzt verdunsten, ist die einfachste Methode und die Systeme sind billig in der Anschaf­fung. Mehr als zwei Drittel aller Baumwoll­felder werden auf diese Art bewäs­sert. Die sparsamste und effizi­en­teste Methode zu bewäs­sern, ist aber die Tröpf­chen­be­wäs­se­rung, die den Boden unter der Erdober­fläche mit Wasser versorgt ohne zu verdunsten. Der Bau einer solchen Anlage ist sehr teuer, die wenigsten Farmer inves­tieren das Geld der Umwelt zuliebe. Bio-Anbau­pro­jekte sorgen häufig für den Einsatz nachhal­tiger Bewäs­se­rungs­sys­teme. Die ökolo­gi­schen Folgen inten­siver künst­li­cher Bewäs­se­rung sind die Versal­zung und Erosion der Böden und das Aufbrau­chen von Wasser­re­serven. Der Aralsee in Zentral­asien ist noch immer das plaka­tivste Beispiel für unkon­trol­lierte Wasser­ver­schwen­dung im Baumwollanbau. In den 60er Jahren hatte er noch die Größe von Bayern und war der viert­größte Binnensee der Welt. Inzwi­schen ist er nur noch ein Zehntel so groß und bietet keinen Lebens­raum mehr.

Wasser­ma­nage­ment: Von „rain fed” zu 10.000 Liter

Konven­tio­nelle Baumwolle ist die wasser­in­ten­sivste Natur­faser. Schuld an diesem hohen Wasser­ver­brauch sind monokul­tu­reller Anbau, schlechte Stand­ort­wahl und schlechte Bewäs­se­rungs­sys­teme. Der Bio-Anbau macht es besser. In geför­derten Bio-Anbau­pro­jekten lernen Farmer, wie sie ihre Felder effizient bewäs­sern können. Durch den Einsatz von Tröpf­chen- oder Furchen­be­wäs­se­rung kann eine Wasser­er­sparnis von ungefähr 40% erreicht werden. Biolo­gisch bewirt­schaf­teter Boden speichert mehr Wasser.

Gentechnik im Baumwollanbau: Mehr Fluch als Segen

Im Jahr 2015 wurden knapp 75% der weltweit angebauten Baumwolle aus gentech­nisch verän­dertem Saatgut gezogen. (6) Durch einen Eingriff in die DNA einer Pflanze kann man sie im Labor mit Eigen­schaften ausstatten, die sie von Natur aus nicht hat. Eine gentech­nisch verän­derte (GV) Baumwoll­pflanze ist beispiels­weise resis­tent gegen Insekten und Pilze. Das bedeutet zunächst, dass weniger Pflan­zen­schutz­mittel einge­setzt werden müssen und Ernten ertrag­reicher ausfallen. Die Schäd­linge entwi­ckeln aber ebenso Resis­tenzen, wie sie dies gegen synthe­tische Pflan­zen­schutz­mittel tun. Gentech­nisch verän­derte Pflanzen, sind unfruchtbar. Das bedeutet, dass die Bauern keine Samen aus den Pflanzen gewinnen können, sondern jedes Jahr neues und vergleichs­weise teures Saatgut kaufen müssen. So bleibt nach der Ernte weniger Geld übrig und wetter­be­dingte Ernte­ein­bußen lassen sich kaum noch ausglei­chen. Viele Baumwoll­bauern müssen Kredite für neues Saatgut aufnehmen. Die Farmer geraten so in eine Schuldenspirale.
Gentechnik ist noch immer ein unkon­trol­lierter Feldver­such, der nicht ausrei­chend erforscht und  der künst­liche Eingriff in das Ökosystem ist nicht umkehrbar. Studien zu den Auswir­kungen von Genma­ni­pu­lation auf Mensch und Umwelt sind haupt­sächlich im Auftrag von Saatgut-Konzernen erstellt worden und beschei­nigen eine Unbedenk­lichkeit. Gegen­studien von Organi­sa­tionen wie Green­peace geben Anlass zur Sorge. Der Anbau von GV-Pflanzen lässt sich nicht auf eine bestimmte Fläche begrenzen. Wind und Insekten tragen die Pollen der manipu­lierten Pflanzen kilome­terweit, sodass die sie die verän­derten Gene auf herkömm­liche Pflanzen übertragen– auch auf ökolo­gisch bewirt­schaf­teten Feldern. (7)
Zum einen bedeuten die GVO Pflanzen so eine Bedro­hung der gentech­nik­freie Landwirt­schaft ganz allge­mein. Zum anderen gehen im Lauf der Jahre mehr und mehr ursprüng­liche Baumwoll- und auch Insek­ten­arten verloren. Der Anteil gentech­nisch verän­derter Baumwolle am Baumwollanbau weltweit lag 2014 bei knapp 70% (www.transgen.de).  Der massivste Einsatz fand in diesem Jahr in den USA (96%), Indien (95%) und China (93%) statt.
Der Kauf von Produkten aus Bio-Baumwolle ist sinnvoll für alle, die die Lobby der großen Saatgut­kon­zerne nicht unter­stützen möchten, denn der ökolo­gi­sche Landbau verbietet den Anbau von Pflanzen aus gentech­nisch verän­dertem Saatgut.

Pesti­zide und Dünger: Gift für Boden, Wasser und Menschen

Seit Beginn der Ökobe­we­gung ist die Rede von umwelt­be­las­tenden und gesund­heits­ge­fähr­denden Giften auf dem Feld. Pesti­zide sind ein zentrales Thema beim Anbau von Baumwolle. Knapp ein Fünftel der weltweit ausge­brachten synthe­ti­schen Insekten­schutz­mittel landet auf Baumwoll­feldern, die nur ca. 2,5% (8) der globalen Agrar­flächen belegen. Hinzu kommen synthe­tische Dünger und Unkraut­ver­nichter, die den Boden belasten und das Grund­wasser verunreinigen.
„200.000 Tote durch Pesti­zid­ver­gif­tungen in den letzten Jahren“ ist beim Recher­chieren an verschie­denen Stellen online zu finden. Auch wenn dies keine wirklich beleg­bare Aussage ist, so schätzen Organi­sa­tionen wie PAN Germany die Dunkel­ziffer der Pesti­zid­ver­gif­tungen in diesem Zeitraum auf ca. 5 Millionen. Mangel­hafte Kennzeich­nung von Chemi­ka­lien, fehlendes Problem­be­wusst­sein der Farmer, Analpha­be­tismus oder schlichtweg Armut sind Gründe dafür, dass Gifte auch im Baumwollanbau immer wieder falsch und mit mangelnder Schutz­aus­rüs­tung einge­setzt werden.
Der Einsatz synthe­ti­scher Pesti­zide und Dünger ist im Öko-Anbau nicht erlaubt. Statt­dessen werden natür­liche Mittel wie Humus und Pflan­zen­jauchen einge­setzt, die weder Boden noch Grund­wasser belasten. Oder mecha­nische Methoden, also Unkraut hacken oder das Einsam­meln von Schäd­lingen, so dass sich Farmer gesund­heit­li­chen Risiken gar nicht erst aussetzen.

Entlau­bungs­mittel

Im konven­tio­nellen Baumwoll­anbau werden die Felder kurz vor der Ernte mit einem Herbizid gespritzt, dass die Blätter welken, und schließ­lich die Pflanze absterben lässt. Ein Grund dafür ist, dass einge­setzte Ernte­ma­schinen nicht beson­ders feinfühlig vorgehen. Sie ernten Baumwoll­kapseln und Blätter und quetschen beides zusammen. Maschi­nell vom grünen Strauch geern­tete Baumwolle wäre mit Blatt­schnipseln durch­setzt und grün vom Blatt­farb­stoff, und jeder weiß, wie schwer Grasfle­cken aus Baumwolle heraus zu bekommen sind.
Der Haupt­grund für eine Entlau­bung ist jedoch ein anderer: An einem Baumwoll­strauch werden nicht alle Frucht­kapseln gleich­zeitig reif. Eine Maschine kann nicht zwischen reifen und unreifen Kapseln unter­scheiden. Um die gleich­zeitige Reifung aller Frucht­kapseln zu erzwingen, bedient man sich eines biolo­gi­schen Tricks. Jede Pflanze reagiert auf eine schwere Verlet­zung mit einer sogenannten “Notreife”. Die Pflanze sichert ihren Fortbe­stand, in dem sie, bevor sie abstirbt, ihre noch unreifen Früchte in einem beschleu­nigten Prozess zumin­dest zur Keimfä­higkeit reifen lässt. Das bringt zwar nicht die beste Qualität für die Pflanze, ist es aber besser als gar keine Nachkommen zu erzeugen. Die “schwere Verlet­zung” sämtli­cher Pflanzen eines Feldes wird am effek­tivsten mit einem Herbizid hervor­ge­rufen. Das sind Nerven­gifte, deren Vorgän­ger­sub­stanzen man bereits zu militä­ri­schen Zwecken einge­setzt hat, um den Dschungel zu entlauben und so dem Gegner die Deckung zu nehmen.
Die Neben­wir­kungen sind mannig­faltig. Das Entlau­bungs­mittel wird kurz vor der Ernte ausge­bracht. Die Baumwoll­kapseln, die zu diesem Zeitpunkt bereits geöffnet sind, saugen das Pflan­zengift auf.  Es findet sich also in hoher Konzen­tration in der Rohbaum­wolle, was beson­ders für die Arbeiter der ersten Verar­bei­tungs­schritte gesund­heits­schädlich ist. Ein großer Anteil des Giftes gelangt in den Boden und somit auch ins Grund­wasser. Ein Teil des Mittels verbleibt für einige Zeit in der Erde, verhin­dert die Ansie­delung anderer Pflanzen und der Boden ist der Erosion schutzlos ausge­liefert. Auch wenn das Herbizid so weit abgebaut ist, dass neu ausgesät werden kann, sind immer noch Reste vorhanden, die die Pflanzen schwä­chen. Diese Schwäche muss durch einen verstärkten Einsatz von Pflan­zen­schutz­mitteln und Düngern ausge­glichen werden. Die vor der Zeit künst­lich gereiften Baumwoll­kapseln enthalten zudem noch minder­wertige Fasern. Es ist beinahe überflüssig zu erwähnen, dass der Einsatz von Entlau­bungs­mit­teln im ökolo­gi­schen Landbau verboten ist.

Dumping­preise auf Kosten von Anderen

Von den 27 Millionen Menschen, die weltweit im Baumwoll­anbau tätig sind, leben über 90% in Entwick­lungs­ländern (9) . Das bedeutet für die Bauern  Armut, Bildungs­mangel und Gesund­heits­ri­siken. Hohe Ausgaben für das jährliche Saatgut und Pflan­zen­schutz­mittel, mangelnde Aufklä­rung zu Gesund­heits­ri­siken und fehlende Schutz­klei­dung wurden bereits erwähnt.
Der Bio-Anbau beinhaltet keine Regelungen, wie man diesen Problemen begegnen muss. Aller­dings schreibt er beispiels­weise einen Frucht­wechsel auf den Anbau­flä­chen vor. So bauen die Farmer neben der Baumwolle Feldfrüchte an, von denen sie sich ernähren können. Die im Bio-Anbau vorge­schrie­benen alter­na­tiven Dünge- und Pflan­zen­schutz­maß­nahmen, sind nicht gesund­heits­ge­fähr­dend und können zum großen Teil ohne Kosten zu verur­sa­chen, einge­setzt werden.
Neben dem Bio-Anbau gibt es noch einen weiteren Schutz für die Bauern, den Fairen Handel. Er stellt aber sicher, dass die Menschen auf den Feldern genügend Einnahmen haben, um ihre Familien zu ernähren und ihre Kinder in die Schule schicken zu können. Abnah­me­ga­rantien, langfris­tige Verträge mit stabilen Preisen und ein Bonus für fair angebaute Baumwolle verhin­dern, dass die Bauern hungern müssen. Der Faire Handel schreibt jedoch nicht den ökolo­gi­schen Anbau von Baumwolle vor. Anbau­pro­jekte von Organi­sa­tionen wie Helvetas unter­stützen die Baumwoll­farmer durch Bildungs­maß­nahmen und Infra­struk­tur­aufbau beraten sie gleich­zeitig beim ökolo­gi­schen Landbau.

Es geht auch fair – Bio-Baumwolle und die Verant­wortung des Handels

Fragt man bei Textil­dis­coun­tern oder großen Marken­her­stel­lern nach, warum sie nicht mehr Bio-Baumwolle einsetzen, hört man häufig Ausreden. Das häufigste Argument ist die Verfüg­bar­keit. Man gehe davon aus, dass nicht genügend Bio-Baumwolle für alle Anbieter auf dem Markt sei oder produ­ziert werden könne. Die Markt­wirt­schaft lehrt uns, dass die Nachfrage in der Regel das Angebot bestimmt. Wenn Unter­nehmen mit entspre­chender Markt­macht bei ihren Liefe­ranten nach Bio-Baumwoll­pro­dukten verlangen, wird das letzt­end­lich dazu führen, dass bessere Preise gezahlt werden und mehr und mehr Farmer nachhaltig arbeiten.
Für den Handel bedeutet dies mehr Aufwand bei der Beschaf­fung, aber vermut­lich ist die Hürde auf dem Weg zu Bio-Baumwolle weniger das mangelnde Angebot, als eine gewisse Bequemlichkeit.
Auf den höheren Preis der Biofaser wird ebenfalls oft Bezug genommen. Der Preis der reinen Rohfaser in Bioqua­lität liegt aber nicht so viel höher, als der von konven­tio­neller Baumwolle, so dass dieser Unter­schied allein ein fertiges Produkt kaum signi­fi­kant verteuern würde. Das zeigen inzwi­schen einige Textil­dis­counter, die durchaus erfolg­reich zerti­fi­zierte Ware anbieten. Wenn im Verar­bei­tungs­pro­zess „grüne“ Farb- und Hilfs­mittel hinzu kommen und faire Löhne gezahlt werden, müsste ein Verbrau­cher aller­dings schon etwas tiefer für ein nachhal­tiges Produkt in die Tasche greifen, zumal nachhal­tige Texti­lien in der Regel quali­tativ hochwer­tiger sind.
Natür­lich kann man das Rad nicht einfach zurück drehen und ab sofort nur noch Baumwolle aus kontrol­liert ökolo­gi­schem Landbau kaufen oder herstellen. Es ist den Farmern und der Umwelt in den Anbau­län­dern aber zu wünschen, dass der Konsu­men­ten­druck auf den Handel so groß wird, dass mehr und mehr zerti­fi­zierte Baumwolle verlangt und angeboten wird, auch von kleineren Händlern.

1. www.textilkennzeichnungsverordnung.de  (Kanzlei Wienke + Becker)
2. www.bmel.de (Bundes­mi­nis­te­rium für Ernäh­rung und Landwirtschaft)
3. Britan­nica, Band 17, Seite 482
4. William Bernstein: A Splendid Exchange – How Trade shaped the World.
Atlantic Books, London 2009, ISBN 978–1‑84354–803‑4.
5. www.virtuelles-wasser.de (Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutschland)
6. www.transgen.de  (Forum Bio- und Gentech­no­logie e.V.)
7. www.keine-gentechnik.de  (Infor­ma­ti­ons­dienst Gentechnik)
8. www.pan-germany.org (Pestizid Aktions-Netzwerk)
9. www.ifas.ufl.edu (Insti­tute of Food and Agricul­tural Sciences)