Due Diligence in der Textil- und Lederbranche
Wie nachhaltig orientierte KMU mit dem GOTS und BEST Verantwortung übernehmen
Für viele Unternehmen in der Naturtextil- und Lederbranche ist unternehmerische Verantwortung längst gelebte Praxis. Schon seit Jahrzehnten setzen wir auf faire Bedingungen, ökologische Produktion und transparente Lieferketten – nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung. „Wir sind uns der ökologischen und sozialen Risiken entlang der Lieferkette durchaus bewusst und steuern seit über 30 Jahren dagegen.“ (Heike Hess, iVN))
Was früher Pioniergeist war, ist heute gesetzlich gefordert: Mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) müssen zumindest große Unternehmen ihre Lieferketten auf Risiken prüfen – und zeigen, wie sie Verantwortung übernehmen.
Was steckt hinter dem LkSG – und warum betrifft es auch KMU?
Seit 2023 gilt das Lieferkettensorgfalstpflichtengesetz (LkSG) zunächst für große Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden, seit 2024 bereits ab 1.000 Mitarbeitenden.
Auch wenn das LkSG formell nur große Unternehmen betrifft, wirkt es sich indirekt auch auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus. Wenn ein KMU als Zulieferer für ein betroffenes Großunternehmen tätig ist, wird es häufig verpflichtet, menschenrechtliche und umweltbezogene Standards nachzuweisen. Diese Anforderungen ergeben sich oft durch vertragliche Verpflichtungen oder sogenannte Verhaltenskodizes. Hinzu kommt ein wachsender Markt- und Reputationsdruck, der von Kunden, Investoren oder Geschäftspartnern ausgeht. Zudem plant die EU mit der CSDDD eine erweiterte Gesetzgebung, die zukünftig auch kleinere Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen könnte. Deshalb sollten sich KMU frühzeitig mit den Anforderungen des LkSG auseinandersetzen. Nachhaltigkeit ist kein „Nice to have“ mehr – sondern ein echter Wettbewerbsfaktor.
Basierend auf den Leitlinien der OECD und der VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte besteht der Due-Diligence-Prozess aus folgenden 6 Schritten:
- Grundsatzerklärung verfassen, die klar Haltung zu Umwelt- und Sozialstandards bezieht
- Risikobewertung durchführen – auch für nicht-zertifizierte Produkte oder
- Zulieferer
Präventionsmaßnahmen entwickeln, Ziele setzen und Verantwortlichkeiten definieren - Wirkungsmonitoring aufbauen und Fortschritte evaluieren
Beschwerde- und Abhilfeverfahren etablieren – intern oder über Partnerstrukturen - Öffentliche Berichterstattung und Stakeholderkommunikation sicherstellen
Klingt nach viel Bürokratie? Muss es nicht sein. So unterstützen GOTS und BEST
Viele KMU arbeiten längst mit verlässlichen Partnern, kurzen Wegen und guten Standards. Genau hier kommen der GOTS (Global Organic Textile Standard) und NATURTEXTIL BEST 7.0 ins Spiel. Beide gehören zu den strengsten Nachhaltigkeitsstandards weltweit – und decken viele Anforderungen des LkSG bereits ab. Wer GOTS oder gar BEST zertifiziert ist, hat einen großen Teil des Weges schon geschafft, denn sie decken viele der im LkSG geforderten Elemente bereits ab:
- Transparente Lieferkette
Alle Produktionsschritte – vom biologischen Rohstoff über Verarbeitung, Färbung, Konfektion bis hin zum Handel – sind lückenlos rückverfolgbar. Jeder Betrieb in der Kette muss GOTS bzw. BEST zertifiziert sein und sich regelmäßigen unabhängigen Audits unterziehen. Mit Hilfe sogenannter Transaktionszertifikate (TCs) wird die Echtheit jedes zertifizierten Produktes dokumentiert. So entsteht ein geschlossener, überprüfbarer Prozess, der Risiken minimiert und klare Nachweise für soziale und ökologische Verantwortung liefert – ein wichtiger Baustein zur Erfüllung gesetzlicher Sorgfaltspflichten. - Ökologische Kriterien
GOTS und BEST legen strenge ökologische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette fest – vom Anbau der Rohstoffe bis zum Endprodukt. Diese Umweltkriterien decken zentrale Aspekte ab, die auch das LkSG in §2 Abs. 3 unter dem Stichwort umweltbezogene Pflichten adressiert. So bieten sie die Standards für KMU in der Textil- und Lederbranche eine praxisnahe und auditierte Grundlage, um die umweltbezogenen Anforderungen des LkSG zu erfüllen. Sie helfen dabei, Risiken wie Umweltverschmutzung, chemische Belastungen oder Ressourcenverschwendung zu minimieren – und liefern konkrete Nachweise, wie ökologische Verantwortung in der Lieferkette umgesetzt wird. - Soziale Standards
GOTS und BEST stellen auch umfassende soziale Anforderungen an alle Unternehmen entlang der textilen Produktionskette. Sie überschneiden sich in vielen Punkten mit den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG). Die Standards bieten damit eine praxisnahe Möglichkeit, zentrale menschenrechtliche Sorgfaltspflichten des LkSG in der Lieferkette umzusetzen und zu belegen. - Verlässliche Prüfungen
Unternehmen müssen laut LkSG kontrollieren, ob soziale und ökologische Standards bei ihren Lieferanten tatsächlich eingehalten werden. Die unabhängigen GOTS und BEST Audits erfüllen einen wichtigen Teil dieser Überwachungspflichten. Für nachhaltig orientierte KMU bedeutet das: Sie müssen nicht alles selbst prüfen, sondern können sich auf ein international anerkanntes, glaubwürdiges Prüfsystem verlassen – das Risiken reduziert und rechtliche wie reputative Sicherheit schafft. - Beschwerdemechanismus
GOTS und BEST verlangen seit Inkrafttreten der aktuellen Version (7.0 auch wirksame Beschwerdemechanismen – ein Thema, das das LkSG ebenfalls fordert und die für kleinere Unternehmen oft schwer umzusetzen ist.
Beide Standards haben jetzt eigene Anforderungen an Due Dilligence, wodurch eine Zertifizierung quasi eine Konformität mit dem LkSG bedeutet.
Für beide Standards steht ein ausführliches GOTS Due-Diligence-Handbuch zur Verfügung, das als praktische Orientierung bei der Umsetzung dient. Zusätzlich bietet die GOTS-Website verschiedene Schulungsformate und Weiterbildungsmöglichkeiten, die Unternehmen bei der Implementierung unterstützen.
Kurz gesagt:
Für viele nachhaltig orientierte Unternehmen der Textil- und Lederbranche ist unternehmerische Sorgfalt längst gelebte Praxis – nicht erst seit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Was früher freiwilliges Engagement war, wird heute durch gesetzliche Vorgaben gestützt und zunehmend erwartet – auch von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Das LkSG schafft einen verbindlichen Rahmen, den nachhaltige KMU dank jahrelanger Erfahrung, fairer Produktionsweisen und starker Standards wie GOTS und NATURTEXTIL BEST bereits heute weitgehend erfüllen.
Diese beiden Zertifizierungen bieten eine praxiserprobte und auditierte Grundlage zur Umsetzung der im LkSG geforderten ökologischen und sozialen Sorgfaltspflichten – von der transparenten Lieferkette über Umweltkriterien bis hin zu glaubwürdigen Beschwerdemechanismen. Für KMU bedeutet das: Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern können auf bewährte Strukturen zurückgreifen, die rechtliche Anforderungen erfüllen und gleichzeitig echte Nachhaltigkeit fördern. Damit wird deutlich: Nachhaltigkeit ist nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch strategischer Vorteil und Ausdruck verantwortungsvollen Unternehmertums.
