Wolle - warum Ökologie wichtig ist

Pressemeldung

Wolle ist gerade in der kalten Jahres­zeit das bevor­zugte Mate­rial, aus dem hoch­wer­tige und schöne Beklei­dung herge­stellt wird, die sich zudem durch wirk­lich einzig­ar­tige Eigen­schaften auszeichnet. Jeder weiß, dass Wolle ange­nehm wärmt. Aber sie wärmt nicht einfach nur, sondern ist eine regel­rechte „Klima­an­lage“ für den Körper. Wissen­schaft­lich ist das so zu erklären: Der Mensch hat ca. 8 mal soviel Kälte­re­zep­toren in der Haut wie Wärme­rezep­toren, d.h. Kälte ist für den Menschen sehr viel schäd­li­cher als Hitze.

Die durch die Verdauung der Nahrung erzeugte Wärme muss für die Aufrecht­erhal­tung des Ener­gie­kreis­laufes abfließen können. Dieser Vorgang geschieht über die Haut. Die Wärme muss zirku­lieren können. Somit wird deut­lich, warum synthe­ti­sche Klei­dung unan­ge­nehm und been­gend, ja sogar gesund­heits­schäd­lich wirken kann, wenn die Haut nicht atmen kann.

So wie alle Natur­fa­sern zeichnet sich auch Wolle dadurch aus, dass sie das haut­nahe Klima des Menschen optimal regu­lieren hilft. Je nach Woll­sorte sind die Fasern der Wolle mehr oder weniger stark gekräu­selt. Dadurch kann in einem Woll­ge­webe oder –gestrick sehr viel Luft einge­schlossen werden, Luft die Wärme spei­chert und damit vor Tempe­ra­tur­schwan­kungen schützt. Und zusätz­lich wird der Feuch­tig­keits­kreis­lauf aufrecht erhalten, so dass ein wesent­li­ches Element des gesamten Stoff­wech­sels des Menschen optimal funk­tio­nieren kann. Denn einer­seits weist Wolle Wasser in Trop­fen­form gut ab, so dass etwa Woll­ober­be­klei­dung auch bei Regen einen guten Schutz bietet – natür­lich nicht bei heftigem Dauer­regen, da sollte man schon zur rich­tigen Regen­klei­dung greifen – und gleich­zeitig kann Wasser­dampf vom Körper entwei­chen und wird von der Wolle aufgenommen.

Kommt man also ins Schwitzen, fühlt man sich in Wolle nicht nass, sondern weiterhin ange­nehmen trocken, denn die Wolle kann bis zu 35 Prozent ihres Gewichtes an Feuch­tig­keit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen.

 

Klimaanlage eingebaut

Wolle ist ein tieri­sches Natur­pro­dukt, das in seinem Aufbau als Eiweiß­faser der mensch­li­chen Haut durchaus ähnlich ist. Die reine Natur­faser ist in gewisser Weise die naht­lose Fort­set­zung der mensch­li­chen Haut nach Außen. Sie erlaubt der Haut zu atmen und behin­dert den stän­digen Tempe­ratur- und Feuch­tig­keits­aus­gleich der Haut nicht. Deshalb fühlt man sich in Klei­dung aus reinen Natur­fa­sern rundum wohl. Lassen Sie einem Klein­kind die Wahl zwischen einer weichen Decke aus Micro­faser, einem Kunst­stoff­pro­dukt, und einem Schaf­fell, so wird es immer das Schaf­fell bevorzugen.

Von soviel guten Eigen­schaften sind Kunst­fa­sern wie Nylon, Micro­fa­sern oder auch Chemie­fa­sern wie Viskose weit entfernt. Einzelne Kunst­fa­ser­pro­dukte zeichnen sich zwar durch beson­dere Eigen­schaften aus, wie etwa Wind- und Regen­dich­tig­keit, was bei Wetter­schutz­be­klei­dung durchaus seine Berech­ti­gung hat, aber die Gesamt­heit der posi­tiven Eigen­schaften erreicht keines dieser viel­fältig bewor­benen Mate­ria­lien. Nicht umsonst schätzen Extrem­berg­steiger nach wie vor die unüber­trof­fenen Vorteile von Daunen­be­klei­dung oder werden bei Antark­tis­ex­pe­di­tionen auch heute noch gerne Baum­woll­jacken und Hosen verwendet.

Und wenn man zu den empfind­li­chen Menschen gehört, die Wolle als zu kratzig empfinden, muss man noch lange nicht zur Chemie­faser greifen, denn mit Meri­no­wolle oder Kamel­haar und Alpaka stehen edle Woll­sorten zur Auswahl, die nun wirk­lich echte Haut­schmeichler sind.

 

Naturfaser: am besten ohne Chemie

Die Natur­faser ist viel­fach nur ein Ausgangs­ma­te­rial, ein Rohstoff, der bei der indu­stri­ellen Verar­bei­tung  leider häufig mit Chemie behan­delt wird und dadurch seine guten Eigen­schaften verliert. Hier gibt auch das bekannte „Woll­siegel“ keine Sicher­heit, denn dieses beschei­nigt ledig­lich, dass 100 Prozent echte Schur­wolle, d.h. Wolle vom lebenden Schaf geschoren, verwendet wird, also nicht etwa aufbe­rei­tete Reißwolle.

Im Laufe der Weiter­ver­ar­bei­tung von der Faser bis zum Garn und dann zum fertigen Stoff bzw. Klei­dungs­stück kommen in der konven­tio­nellen Textil­pro­duk­tion alle mögli­chen Chemi­ka­lien zum Einsatz. Schur­wolle bleibt von chemi­scher Behand­lung nicht verschont. Motten­schutz­aus­rü­stung oder die Pfle­ge­leicht­aus­rü­stung sind nur die  wich­tig­sten Stich­wörter. Gegen Motten und andere Schäd­linge werden Fraß­gifte, z.B. anor­ga­ni­sche Salze (Fluo­ride) eingesetzt.

Um Schur­wolle pfle­ge­leicht zu machen, werden die Natur­fa­sern mit Kunst­harzen über­zogen, die sich als feiner Film in den Zwischen­räumen der Woll­schuppen abla­gern und damit nicht nur das Filz­ver­halten verrin­gern, sondern vor allem das natur­ge­ge­bene Selbst­rei­ni­gungs­ver­mögen und den Feuch­tig­keits­spei­cher der Wolle beein­träch­tigen. Weitere Verede­lungs­ver­fahren sind Imprä­gnie­rung, Hydro­pho­bie­rung (wasser­ab­wei­send), flamm­hem­mende Ausrü­stung oder auch Weich­ma­cher für einen flau­schigen Griff.  So werden die Natur­fa­sern im Laufe der indu­stri­ellen Verar­bei­tung den Chemie­fa­sern immer ähnli­cher und ihre heraus­ra­genden Vorteile für Haut und Stoff­wechsel gehen immer mehr verloren.

Manche chemi­schen Bela­stungen werden am Schluss der Herstel­lung meistens durch inten­sives Waschen entfernt, so dass die gesetz­li­chen Grenz­werte zumin­dest bei in West­eu­ropa vertrie­bener Ware meistens einge­halten werden. Texti­lien, die  mit dem Ökotex 100-Label  zerti­fi­ziert sind, sind dahin gehend rückstandskontrolliert.

 

Auch wenn Rück­stände der chemi­schen Behand­lungen unter­halt der Grenz­werte liegen oder gar mit normalen Mess­me­thoden nicht nach­weisbar sind (also unter­halb der viel beschwo­renen „Nach­weis­bar­keits­grenze“ liegen), heißt das eben nicht, dass diese Klei­dung tatsäch­lich „rück­stands­frei“ ist. Dessen muss man sich bewusst sein. Aller­giker oder Neuro­der­mitis-erkrankte Menschen berichten immer wieder von uner­klär­li­chen Beschwerden, wenn sie bestimmte Klei­dungs­stücke anziehen.

Es ist klar, dass sich ein exakter „Beweis“ im schul­me­di­zi­ni­schen Sinne für eine Bela­stung mit Spuren schäd­li­cher Chemi­ka­lien nicht führen lässt, aber die konkreten Erfah­rungen von betrof­fenen Menschen unter­mauern diesen Einfluss immer wieder. Beson­ders betroffen sind Menschen mit einer Grund­er­kran­kung oder Über­emp­find­lich­keit, aber auch Menschen die stark zum Schwitzen neigen. Der natür­liche Körper­schweiß kann nämlich chemi­sche Substanzen aus dem Textil regel­recht heraus­lösen und dadurch auf die Haut bringen.

 

Sicherheit durch „Naturtextilien“

Auch wenn die Begriffe „Natur“, „Bio“ oder „Öko“ in Bezug auf Klei­dung derzeit nicht geschützt sind, im Unter­schied zum Lebens­mit­tel­sektor mit seinen strengen Vorschriften,  kann der Verbrau­cher auch beim Kauf von Texti­lien auf Nummer Sicher gehen: So beschei­nigen sowohl die Verbrau­cher­initia­tive wie auch das kriti­sche Magazin Okö-Test dem Label „NATUR­TEXTIL“, das vom IVN, dem Inter­nationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e.V., vergeben wird,  die höchste ökolo­gi­sche Qualität.

Der beson­dere Unter­schied zur reinen Schad­stoff­prü­fung am fix und fertigen Textil ist, dass es die beiden Label NATUR­TEXTIL IVN BETTER und IVN BEST nur für Klei­dung gibt, bei denen schäd­liche Chemi­ka­lien während des gesamten Produk­ti­ons­pro­zesses gar nicht erst einge­setzt werden. Von der Herstel­lung der Rohfaser über jeden einzelnen Verar­bei­tungs­schritt bis zum fertigen Klei­dungs­stück gibt es detail­lierte Herstel­lungs­richt­li­nien und Kontrollen. Die Haut kann richtig durch­atmen, denn die sonst übli­chen Ausrü­stungen von Wolle sind sowieso größ­ten­teils verboten.

Alle Klei­dungs­stücke, die mit dem Qualitäts­zeichen NATUR­TEXTIL des IVN ausge­zeichnet sind, sind übri­gens auch ausführ­lich doku­men­tiert. Diese Doku­men­ta­tion stellen die Natur­tex­til­händler ihren Kunden meist in Form einer über­sicht­li­chen Produkt­de­kla­ra­tion zur Verfü­gung, so dass der Kunden schwarz auf weiß nach­lesen kann, wie sein Klei­dungs­stück verar­beitet wurde.