Soziale Verantwortung
Die rasante Globalisierung der Modewelt und die Herausforderung in immer kürzerer Zeit größere Mengen an Textilien immer billiger zu produzieren, führt zu katastrophalen Bedingungen in den Lieferländern.
Eigentlich ist alles geregelt
Seit 1998 gibt es die „Erklärung über die grundlegenden Prinzipien und Rechte der Arbeit“, die Kernarbeitsnormen der International Labour Organisation (ILO), einer Sonderorganisation der UN, die auch in Textil- und Lederindustrie die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten regelt. Wichtig zu erwähnen ist, dass sich ILO nicht an Wirtschaftsunternehmen, sondern an Regierungen wendet. Die knapp 140 Staaten, die einzelne Punkte der Kernnormen ratifiziert haben, sind eigentlich dazu verpflichtet, die Einhaltung dieser Normen in ihrem Land umzusetzen. In vielen Niedriglohn-Ländern führen wirtschaftliche Probleme und Korruption allerdings dazu, dass Regierungen die Umsetzung seitens der Industrie nicht konsequent verfolgen. In der globalisierten Welt werden Verletzungen an grundlegenden Arbeits- und Menschenrechten zugunsten von Wirtschaftsmacht und Konkurrenzfähigkeit billigend in Kauf genommen.
Die Verantwortung für Umstände liegt aber nicht allein bei den Handlungsakteuren Industrie und Politik. Auch Handel, Presse und Öffentlichkeit können an Stellschrauben zur Verbesserung der Situation beitragen und Schuldzuweisungen allein lösen die bestehenden Probleme nicht.
Die Inhalte
Wenn wir über Sozialstandards reden, sie überprüfen oder uns für ihre Einhaltung einsetzen, meinen wir drei Bereiche. Als Erstes geht es um die grundlegenden Menschenrechte. Kinder sollten nicht wie Erwachsene arbeiten müssen, niemand sollte diskriminiert, misshandelt oder gar unter sklavenähnlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden. Der zweite Bereich, den es sicher zu stellen gilt, ist die Sicherheit am Arbeitsplatz. Ist in den Unternehmen für Feuerschutz und frei zugängliche Fluchtwege gesorgt, steht den Arbeitern Schutzkleidung zur Verfügung, gibt es in den Arbeitsräumen ausreichend Licht, Raum und Belüftung und spätestens seit Rana Plaza steht auch die Gebäudesicherheit von Fabriken im Fokus. Existenzsicherung für Arbeiter und ihre Familien ist der dritte Schwerpunkt bei der Diskussion um soziale Gerechtigkeit. Erhalten die Menschen, die unsere Produkte herstellen ausreichenden Lohn, um nicht in Armut leben zu müssen, bieten ihnen die Arbeitgeber angemessene Arbeitszeiten an, sind sie vertraglich abgesichert, besteht Vereinigungsfreiheit und unternimmt der Arbeitgeber Anstrengungen, seine Arbeiter weiterzubilden.
Verantwortung als ethischer Grundwert
Seit seiner Gründung ist die soziale Verantwortung einer der Grundwerte des IVN. Wir möchten unsere Mitglieder dabei unterstützen, als Unternehmer sozialverantwortlich in einer transparenteren Wertschöpfungskette wirtschaften zu können. Um dies zu gewährleisten und eine aktive Veränderung voranzutreiben, stehen dabei zwei Instrumente im Vordergrund:
Zum einen hat der IVN umfassende Richtlinien für eine ökologische und zum anderen sozialere Produktion von Textilien und Leder erarbeitet. Diese damit verknüpften Qualitätszeichen greifen die oben genannten, sozial relevanten Hot Spots auf und setzen strenge Richtlinien für die Einhaltung von Sozialstandards. Als Verbraucher kann man sich an solchen Siegeln orientieren und somit nachvollziehen, nach welchen Richtlinien das Endprodukt produziert wurde.
Zum anderen betreibt der IVN für seine Mitglieder konkrete Interessenvertretung bei politischen Institutionen. Aktueller Schwerpunkt bei dieser Arbeit ist der Einsatz im Bündnis für nachhaltige Textilien des Bundesministeriums für Entwicklungszusammenarbeit. Wir setzen uns dabei konkret in der Arbeitsgruppe Sozialstandards und existenzsichernde Löhne für die Erarbeitung von praktikablen Lösungsansätzen mit unserer Fachexpertise ein.