Global Organic Textile Standard (GOTS)

Der Global Organic Textile Standard ist der Mindeststandard, den nach IVN Auffassung Naturtextilien erfüllen müssen. Er ist ein international etablierter Standard, der weltweit einen Maßstab für Umwelt- und Sozialverträglichkeit in Sachen Textil setzt.
Dieser weltweit bekannte und verbreitete Standard wird von der GOTS gGmbH vergeben, deren Mitinhaber der IVN ist. Somit ist der GOTS nur indirekt ein IVN Standard, auch wenn wir federführend an der Entwicklung beteiligt waren. Der heute nicht mehr vergebene Standard IVN ZERTIFIZIERT stand Pate und wurde zu großen Teilen als Vorlage für den GOTS genutzt.
Die Ansprüche des GOTS liegen etwas unter denen des NATURTEXTIL IVN ZERTIFIZIERT BEST. Er ist der Mindeststandard für die Produkte, die der IVN als echte und konsequente Naturtextilien bewertet. Da beide Standards in großen Teilen im Wortlaut identisch sind und beide Standards aufeinander aufbauen, sind im Folgenden nur die Unterschiede aufgelistet, die zwischen BEST und GOTS bestehen. Die Beschreibung des BEST Qualitätszeichens finden Sie hier: BEST Richtlinie
Standardziele
Beide Standards verfolgen mit ihren Anforderungen das Ziel, einen nachhaltigen Status von Textilien durch die gesamte Produktionskette zu gewährleisten und dem Verbraucher eine glaubwürdige Produktsicherheit zu vermitteln. Während der GOTS hierbei großen Wert auf eine Umsetzbarkeit im industriellen Maßstab legt, nimmt der IVN BEST mit seinen strengeren Anforderungen eine eingeschränkte Umsetzbarkeit für bestimmte Produktgruppen in Kauf. Es geht im BEST darum, das höchste realisierbare Niveau in Sachen Umweltschutz, Sozialstandards und Verbrauchersicherheit aufzuzeigen, während der GOTS Nachhaltigkeit in die breite Masse tragen möchte.
Produktbreite
Der GOTS lässt nur eine Kennzeichnung von Produkten zu, die vollständig zertifizierbar sind. Im Gegensatz dazu können gemäß BEST auch teilzertifizierte Kombinationsprodukte zertifiziert und gekennzeichnet werden. Beispielsweise könnte ein Kinderwagen, der mit textilen Einzelteilen wie Auflagen oder Dachbespannung versehen ist, mit dem BEST Siegel am entsprechend zertifizierten Teil gekennzeichnet werden. Das ist beim GOTS nicht möglich.
Anteil an Bio-Naturfasern
Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Richtlinien liegt in der Mindestmenge an zertifizierten Naturfasern im fertigen Produkt. Aus mindestens 70% Naturfasern muss ein Produkt bestehen, wenn es das GOTS Label tragen soll. Höchstens 30% dürfen somit synthetische Fasern oder Viskose sein. Diese 70% der Fasern von Pflanzen oder Tieren müssen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder Tierhaltung (kbA oder kbT) stammen. Der GOTS bietet zwei Labelstufen an: den GOTS „organic“, bei dem 95% der eingesetzten Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen müssen und als niedrigere Labelstufe den GOTS „made with“, bei dem der Mindestanteil an Bio-Naturfasern nur bei 70% liegt.
Bei BEST gibt es nur eine Labelstufe und nur textile Produkte, die zu 100% aus Bio-Fasern bestehen dürfen mit dem Qualitätszeichen gelabelt werden. Der GOTS erlaubt bei ausreichender Begründung auch den Einsatz von Naturfasern aus kontrolliert biologischer Erzeugung “in Umstellung”.
Restfaseranteil
Die beim GOTS bis zu 30 % erlaubten Fasern aus nicht-ökologischer Erzeugung, die für den verbleibenden Restanteil in der Materialzusammensetzung zugelassen sind, dürfen konventionelle natürliche Fasern sein (außer Baumwolle und Angora), nachhaltige Regeneratfasern (aus Rohstoffen aus nachhaltiger Forstwirtschaft bzw. Bio-Anbau oder Recycling-Abfallstoffen) oder Recycelte synthetische (Polymer)-Fasern aus Pre- und Post-consumer Abfallstoffen. Sonstige Regenerat- und Kunstfasern dürfen nur zu 10% eingesetzt werden.
Vorbehandlung, Färben, Drucken, Ausrüsten
Beim BEST ist ausschließlich das Bleichen auf Sauerstoffbasis erlaubt. Beim GOTS ist das Bleichen auf Sauerstoffbasis nur für Baumwolle zwingend, für andere Fasern können Zertifizierer Ausnahmen erlauben, solange die eingesetzten Substanzen den chemischen Grundanforderungen des Standards entsprechen.
Das Merzerisieren ist beim GOTS im Gegensatz zum BEST zugelassen, eingesetzte Chemikalien müssen jedoch den chemischen Grundanforderungen des Standards entsprechen, das selbe gilt für optische Aufheller.
Auch in der Auswahl von Farb- und Hilfsstoffen stellt BEST etwas höhere Anforderungen, als der GOTS: Bei BEST sind schwermetallhaltige Farbstoffe verboten. Eine Ausnahme wird nur für Eisen gemacht. Beim GOTS besteht neben der Ausnahme für Eisen auch eine für Kupfer (bis zu 5% Gewichtsanteil in blauen, grünen und türkisfarbenen Farbstoffen).
Analog zum Färben ist die Auswahl an Farbstoffen, Pigmenten und Hilfsmitteln zum Drucken bei BEST etwas eingeschränkter: Bei BEST sind schwermetallhaltige Farbstoffe verboten, mit Ausnahme von Eisen. Neben der Ausnahme für Eisen, besteht beim GOTS auch hier eine Ausnahme für Kupfer. Alle Zusatzstoffe, die mehr als 1% permanentes AOX enthalten sind bei BEST unzulässig. Beim GOTS besteht eine Ausnahme für gelbe, grüne und violette Pigmente.
Auch bei der Auswahl von Ausrüstungsverfahren und Hilfsmitteln bestehen Unterschiede: Synthetische Hilfsstoffe sind in der Ausrüstung bei GOTS grundsätzlich erlaubt, wenn sie den Richtlinien entsprechen. Bei BEST sind synthetische Hilfsstoffe nur zum Weichmachen, Walken und Filzen erlaubt. Explizit verboten sind bei BEST auch silikonbasierte Weichgriff- und Ausrüstungsmittel sowie Mittel, die Aminoethylethanolamin enthalten sowie flammhemmende Hilfsmittel, bei GOTS sind diese zugelassen.
Zutaten und Accessoires
Nähgarne: Beim BEST sind nur Nähfäden erlaubt, die zu 100 % aus Naturfasern bestehen oder mit Naturfasern ummantelte Polyestergarne. Bei GOTS dürfen auch Nähgarne aus synthetischen oder regenerierten Fasern eingesetzt werden.
Taschenbeutel: Bei BEST dürfen Taschenbeutel aus bis zu 30% Kunstfaser bestehen, beim GOTS dürfen dafür auch zu 100% regenerierte oder synthetische Materialien eingesetzt werden.
Stickgarne und Etiketten: Beim BEST sind diese nur auf der Grundlage von Naturfasern oder Viskose erlaubt, beim GOTS dürfen sie auch aus Recycling-Synthetikfasern hergestellt worden sein.
Spitze, Borten, Kordeln, Futter, Applikationen, Einfassungen: Für beide Standards werden mindestens 70% natürliche Rohstoffe verlangt. Die verbleibenden 30% müssen bei BEST frei von gentechnischen Modifikationen sein, was in der Regel den Einsatz von konventioneller Baumwolle ausschließt. Synthetische und regenerierte Fasern dürfen eingesetzt werden. Der GOTS verbietet den Einsatz von konventioneller Baumwolle und Angora in dieser Zutaten-Gruppe. Für Synthetikfasern schreibt er Recycling vor und für Regeneratfasern einen nachhaltigen Anbau.
Knöpfe, Druckknöpfe, Schnallen, Reißverschlüsse: Beim BEST sind nur natürliche Rohstoffe und Metall, das kein Chrom oder Nickel freisetzt, erlaubt. Beim GOTS dürfen auch Kunststoffe und regenerierte Materialien eingesetzt werden.
Soziale Mindestanforderungen
Sichere und hygienische Arbeitsbedingungen
Für den GOTS gelten die von der Internatinal Labour Organization (ILO) festgelegten minimalen Sozialkriterien. BEST stellt gegenüber dem GOTS zusätzliche Anforderungen an die Arbeitsbedingungen: Flucht- und Rettungspläne sind für alle Arbeitnehmer sichtbar aufzuhängen, Feuerlöscher sind anzubringen, Fluchtwege und Sammelplätze sind auszuweisen. Des Weiteren müssen Pausenräume und Ruhebereiche getrennt von Maschinenräumen zur Verfügung gestellt werden. Pro 10 Arbeitnehmer muss es einen ausgebildeten Ersthelfer im Betrieb geben und eine Liegemöglichkeit vorhanden sein.
Es wird keine Kinderarbeit verrichtet
Bei BEST ist ein umfassenderer Schutz für arbeitende Kinder im Vergleich zum GOTS formuliert, es besteht allerdings kein generelles Verbot von Neueinstellungen von Kindern. Solange Kinder und Jugendliche im Wachstum sind, dürfen sie keinen belastenden Tätigkeiten ausgesetzt werden. Die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit ist limitiert (8 h/Tag, 40 h/Woche). Es gibt Pausenregelungen (4,5–6 h: mind. 30 min., ab 6 h: mind. 60 min). Beim GOTS dürfen keine Kinder neu eingestellt werden. Bereits arbeitende Kinder werden nicht so umfangreich geschützt wie bei BEST.
Existenzsichernde Löhne
Beim BEST besteht die Pflicht, dass der Arbeitnehmer vor Beginn seiner Tätigkeit einen Arbeitsvertrag erhält, in dem die Entlohnung für einen bestimmten Arbeitszeitraum festgeschrieben ist.
Keine überlangen Arbeitszeiten
Bei BEST sind über die Regelungen im GOTS hinaus eine Pausenregelung und Sonderurlaubstage vorgeschrieben. Das Recht auf Urlaub in Trauerfällen wird zugesichert.
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