Stutt­gart, 16. Juli 2008. Ab sofort gibt es ein neues Label für Mode aus Natur­fa­sern, die vom Anbau über die Verar­bei­tung und Konfek­tion bis hin zur Verpa­ckung unter Berück­sich­ti­gung ökolo­gi­scher und sozialer Krite­rien erzeugt wurde. Das neue GOTS Label, das vom Inter­na­tio­nalen Verband der Natur­tex­til­wirt­schaft e.V. (IVN) feder­füh­rend mitent­wi­ckelt wurde, steht für die Erfül­lung des weltweit gültigen Global Organic Textile Standard.

Das bedeutet: Beklei­dung, aber auch Garne und Heimtex­ti­lien, sind aus natür­li­chen Bio-Rohstoffen wie Baumwolle, Wolle, Seide, Hanf oder Leinen. Die Texti­lien werden mit Hilfe von natür­li­chen oder synthe­ti­schen Farben, Ausrüs­tungs­stoffen und Hilfs­mit­teln gefer­tigt, die keine Umwelt- und Gesund­heits­ge­fähr­dung mit sich bringen. Die Erzeug­nisse stehen auch für eine sozial verträg­liche Textil­fer­ti­gung in den Erzeu­ger­län­dern, die gerade im Textil­be­reich nicht üblich ist.

Zwar kennzeichnen immer mehr Modehäuser ihre Beklei­dung mit Bio- und Natur­la­beln. Meist handelt es sich dabei aber um Texti­lien, die zwar aus Bio-Baumwolle sind, die ansonsten aber mit den üblichen Textil­che­mi­ka­lien gefer­tigt wurden. Oder es findet ledig­lich eine reine Schad­stoff­prü­fung am Endpro­dukt statt, die aber nichts über den Herstel­lungs­pro­zess und die einge­setzten Materia­lien aussagt. Das neue GOTS Label, mit dem ab August 2008 die ersten Texti­lien gekenn­zeichnet sein können, steht hingegen für die Kontrolle der gesamten textilen Kette. Neben dem IVN gehören die briti­sche Soil Associa­tion (SA), die US-ameri­ka­ni­sche Organic Trade Associa­tion (OTA) und die Japan Organic Cotton Associa­tion (JOCA) zu der inter­na­tio­nalen Arbeits­gruppe, die den  GOTS-Standard entwi­ckelt hat.

 

Bis zu 95 Prozent Bio

Unter­schieden werden zwei Stufen. G.O.T.S.-Textilien, die mit dem Hinweis „ökolo­gisch“ oder „ökolo­gisch – in Umstel­lung“ gelabelt, beworben oder vertrieben werden, müssen zu mindes­tens 95 Prozent aus Fasern aus kontrol­liert biolo­gi­schem Anbau (kbA) bzw. kontrol­liert biolo­gi­scher Tierhal­tung (kbT) bestehen. Der Restan­teil können auch konven­tio­nelle Fasern sein, jedoch nicht desselben Rohma­te­rials.

Auch synthe­ti­sche Fasern wie Polyester, Polyamid und Elasthan sowie regene­rierte Fasern wie Viskose, Acetat, Tencel und Lyocell sind als Restan­teil, etwa zur besseren Formge­bung oder bei Funkti­ons­klei­dung, erlaubt. Das GOTS Label mit der Aufschrift „x % kbA/kbT“ oder „x % kbA/kbT“ in Umstel­lung“ steht für Texti­lien mit einem Anteil von mindes­tens 70 Prozent Fasern aus kontrol­liert biolo­gi­scher Erzeu­gung. Zur Behand­lung der Garne und Stoffe sind vor allem natür­liche Substanzen wie etwa Schlicht­emittel auf der Basis von Stärke und Bleich­mittel auf Sauer­stoff­basis gestattet. Gefärbt werden darf mit natür­li­chen oder synthe­ti­schen Farb- und Hilfs­stoffen, die weder krebs­er­re­gend, frucht­schä­di­gend noch aller­gi­sie­rend sind.

Tabu sind zudem Chlor­bleiche, toxische Schwer­me­talle, Formaldehyd und damit verwandte Stoffe zum Knitter­frei­ma­chen von Gewebe. Unter­sagt ist auch der Einsatz von gentech­nisch verän­derten Enzymen selbst oder Substanzen, die mithilfe der Gentechnik erzeugt wurden. Als Ausrüs­tungs­ver­fahren sind allein mecha­ni­sche, thermi­sche und andere physi­ka­li­schen Verfahren erlaubt.

Die Einhal­tung der GOTS Krite­rien wird regel­mäßig überprüft. Die nach GOTS zerti­fi­zierten Betriebe, Impor­teure und Expor­teure werden einmal jährlich von einem anerkannten, akkre­di­tierten Prüfin­stitut inspi­ziert. Jeder Lizenz­nehmer muss zudem Rückstands­kon­troll­daten vorweisen können, um sicher zu stellen, dass die Beklei­dung frei von Rückständen wie Pflan­zen­schutz­mit­teln, Formaldehyd und Schwer­me­tallen ist, die unbeab­sich­tigt durch Fremd­kon­ta­mi­na­tion auf die Beklei­dung gelangen können.

 

GOTS auch bei C&A

Rund 1000 Betriebe wurden bereits nach GOTS Standard inspi­ziert und zerti­fi­ziert. Darunter sind alle Unter­nehmen, die bereits seit längerem nach IVN-Krite­rien anerkannt sind und Beklei­dung und Texti­lien mit dem Vorgän­ger­zei­chen „Natur­textil – IVN BETTER zerti­fi­ziert“ labeln. Dies wurde dem neuen GOTS Standard gleich gesetzt. Unter­nehmen oder Produkte, die bislang mit „Natur­textil IVN BEST“ (derzeit maximaler, reali­sier­barer Standard) ausge­zeichnet waren, behalten dieses Zeichen bei oder können auch wahlweise das GOTS Label nutzen.

Des weiteren haben weltweit tätige Unter­nehmen wie der größte US-Einzel­händler Wal-Mart, das deutsche Modehaus C&A und der briti­sche Anbieter Tesco einen Teil ihrer Liefe­ranten verpflichtet, Beklei­dung nach GOTS Standard zu produzieren.