Ökologie in der Textilindustrie

Ökologie in der Textil­pro­duk­tion ist seit der Gründung des IVN unsere Kernkom­pe­tenz. Beim Herstellen von Kleidung und Co wird die Umwelt in der konven­tio­nellen Textil­wirt­schaft vielfältig belastet. Böden und Grund­wasser werden verun­rei­nigt, der Klima­wandel voran­ge­trieben, der Arten­schutz wird vernach­läs­sigt, Ressourcen werden verschwendet, Gifte gelangen in unsere Kleidung und vieles mehr.  Auch wenn es uns heute nicht mehr nur um Kleidung geht, sondern viele andere Textil­- und Leder­pro­dukte in unseren Fokus rücken, so sind Umwelt­schutz und Verbrau­cher­ge­sundheit nach wie vor zwei der Schwer­­punkt-Themen unseres Verbandes und unserer Mitglieder. Wir haben nur eine Erde, die es zu bewahren gilt und wir als Verbrau­cher achten mehr denn je auf unsere Gesundheit.

Chemi­ka­lien in jedem einzelnen Arbeitsschritt

Dreh- und Angel­punkt der Textil­öko­logie ist der Einsatz von chemi­schen Substanzen und deren Auswir­kungen auf Mensch und Umwelt. Angefangen von der Faser­er­zeu­gung, über das Herstellen der Garne und Stoffe, das Gerben von Leder, bis hin zum Färben, Bedru­cken und Ausrüsten bzw. Beschichten – man hat immer die Wahl zwischen belas­tenden und ungefähr­li­chen Chemi­ka­lien. Und inzwi­schen ist fast alles möglich ohne den Einsatz der chemi­schen Keule.
Natür­lich besteht ein direkter Zusam­men­hang zwischen der Verwen­dung von Chemi­ka­lien bei der Herstel­lung und gesund­heits­schäd­li­chen Schad­stoffen, die in Textil- und Leder­pro­dukten stecken. Es lassen sich viele Gifte während des Produk­ti­ons­pro­zesses wieder aus einem Produkt entfernen, aber leider nicht alle. Diese Schad­stoffe können sich dann durch Wasch­mittel oder Schweiß aus Fasern und Leder heraus­lösen und über die Haut in den mensch­li­chen Körper gelangen. Sie können aber auch mit dem Wasch­wasser in die Umwelt gelangen und hier Schaden anrichten.

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Texti­lien und Leder­waren herstellen:
Ein kompli­zierter und verzweigter Prozess

Über das Chemi­ka­li­en­thema hinaus sind die Prozesse der Textil- und Leder­in­dus­trie leider auch noch mit vielen weiteren Umwelt­ri­siken verbunden. Das liegt haupt­säch­lich daran, dass so ein Textil- oder Leder­pro­dukt in der Regel komplex ist. Viele verschie­dene Kompo­nenten stecken in einem Kleidungs­stück oder in einen Schuh oder werden für deren Herstel­lung verwendet. Von der Roh-Faser bzw. der Roh-Haut über Knöpfe, Garne, Schließen, Schnallen, bis hin zu Klebern, Wasch­mit­teln und anderen Chemi­ka­lien – die Herstel­lung eines jeden einzelnen Bestand­teils birgt eigene Probleme für Mensch und Umwelt. Die textile Produk­ti­ons­kette beinhaltet viele einzelne Arbeits­schritte und auch die Herstel­lung von Leder ist komplex. Einige Ferti­gungs­schritte, wie zum Beispiel Faser­er­zeu­gung, Gerbung, Färbung, und Ausrüs­tung, hinter­lassen einen deutlich größeren ökolo­gi­schen Fußab­druck, als andere. Je nachdem, wie eine Jeans gefärbt oder behan­delt wurde, ist sie auch mehr oder weniger gesund­heits­schäd­lich für den Träger.

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Bio-Natur­fa­sern – unser Spezialgebiet

Alles beginnt mit der Erzeu­gung des Rohstoffes. Während der Einsatz von chemi­schen Pflan­zen­schutz­mit­teln und –Düngern, der Wasser­ver­brauch oder der Tierschutz die wichtigsten Problem­felder bei der Erzeu­gung von Natur­fa­sern, wie Baumwolle, Leinen, Wolle, Seide und Co., sind, so sind bei synthe­ti­schen Fasern eher Energie­ver­bräuche, der Einsatz von nicht erneu­er­baren Energien oder Produk­ti­ons­che­mi­ka­lien der Knack­punkt. Man kann nicht wirklich sagen, welche Faser die ökolo­gisch sinnvollste ist oder welche die Gesund­heit am wenigsten belastet. Bei der Entschei­dung, ob der neue Pullover nun aus  Wolle, Baumwolle oder Viskose sein soll, hilft es zu wissen, dass kontrol­liert ökolo­gisch erzeugte Natur­fa­sern (organic, bio) nach strengen staat­li­chen Richt­li­nien herge­stellt werden, die sicher­stellen, dass weder die Umwelt noch die Gesund­heit von Verbrau­chern zu stark belastet wird.

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Der Produk­ti­ons­pro­zess –
zentrale Stell­schrauben für nachhal­tige Produkte

Mit einer Bio-Faser oder der nachhaltig gewon­nenen Rohhaut für Leder­waren ist es aber noch nicht getan. Die wirklich ressourcen-inten­sivsten Arbeits­schritte bei der Herstel­lung eines Schals oder einer Leder­ta­sche kommen erst jetzt. Bis ein Rohstoff zum fertigen Produkt wird – und hier spielt es keine Rolle, ob von Leder, Natur- oder synthe­ti­schen Fasern die Rede ist – sind viele Chemi­ka­lien, Wasser und Energie notwendig. Und viele Substanzen und Bestand­teile gelangen ins Wasser oder in die Luft und landen auf dem Müll.  Es ist also enorm wichtig, nachhaltig zu wirtschaften, denn bei der konven­tio­nellen Produk­tion bedeutet dies eine massive Belas­tung der Umwelt massiv belastet und eine Gefähr­dung der Verbrau­cher­ge­sund­heit.

Wirklich kritisch für die Umwelt sind bei Texti­lien die mannig­fal­tigen Behand­lungen, also das Färben, Drucken, Ausrüsten oder Veredeln und das Finis­hing bei Leder. Textile Produkte können an mehreren Stellen ihres Entste­hungs­pro­zesses behan­delt werden. Sowohl Garne und Stoffe als auch das fertige textile Produkt werden beispiels­weise gebleicht, gefärbt, geglättet, veredelt (knitter­frei, wasser­ab­wei­send, bügel­leicht etc.). Leder wird gewachst, geölt oder beschichtet, um es weicher, gleich­mä­ßiger oder licht­echter zu machen. Diese Arbeits­schritte sind alle ebenfalls hochgradig wasser‑, energie- und chemi­ka­li­en­in­tensiv. Hier kommt es also sehr auf den Einsatz von umwelt- und gesund­heits­ver­träg­li­chen Substanzen an und auf optimierte Produk­ti­ons­pro­zesse, die möglichst wenige Ressourcen verbrauchen.

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Was bleibt am Ende der Lebensdauer

Am Ende bleibt noch die Frage, wie sich Schuhe oder Shirts verhalten, nachdem sie nicht mehr getragen werden können. Wie einfach lassen sich Produkte recyceln oder wie schnell verrotten sie in der Umwelt. Produkte so herzu­stellen, dass man sie nach dem Gebrauch sinnvoll wieder in den Stoff­kreis­lauf zurück­führen kann, ist eine der Heraus­for­de­rungen, mit der wir uns in der Zukunft verstärkt beschäf­tigen müssen.
Uns geht es also darum, Produk­ti­ons­ketten von Textil- und Leder­waren ökolo­gisch zu optimieren um die Branche möglichst schnell und nachhaltig in eine umwelt­freund­liche Indus­trie zu verwandeln.