Ökologie
So fing vor mehr als 30 Jahren alles an:
Hersteller wollten umweltverträgliche und gesunde Kleidung herstellen.
Ökologie in der Textilproduktion ist seit der Gründung des IVN unsere Kernkompetenz. Beim Herstellen von Kleidung und Co wird die Umwelt in der konventionellen Textilwirtschaft vielfältig belastet. Böden und Grundwasser werden verunreinigt, der Klimawandel vorangetrieben, der Artenschutz wird vernachlässigt, Ressourcen werden verschwendet, Gifte gelangen in unsere Kleidung und vieles mehr. Auch wenn es uns heute nicht mehr nur um Kleidung geht, sondern viele andere Textil- und Lederprodukte in unseren Fokus rücken, so sind Umweltschutz und Verbrauchergesundheit nach wie vor zwei der Schwerpunkt-Themen unseres Verbandes und unserer Mitglieder. Wir haben nur eine Erde, die es zu bewahren gilt und wir als Verbraucher achten mehr denn je auf unsere Gesundheit.
Chemikalien in jedem einzelnen Arbeitsschritt
Dreh- und Angelpunkt der Textilökologie ist der Einsatz von chemischen Substanzen und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Angefangen von der Fasererzeugung, über das Herstellen der Garne und Stoffe, das Gerben von Leder, bis hin zum Färben, Bedrucken und Ausrüsten bzw. Beschichten – man hat immer die Wahl zwischen belastenden und ungefährlichen Chemikalien. Und inzwischen ist fast alles möglich ohne den Einsatz der chemischen Keule.
Natürlich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Verwendung von Chemikalien bei der Herstellung und gesundheitsschädlichen Schadstoffen, die in Textil- und Lederprodukten stecken. Es lassen sich viele Gifte während des Produktionsprozesses wieder aus einem Produkt entfernen, aber leider nicht alle. Diese Schadstoffe können sich dann durch Waschmittel oder Schweiß aus Fasern und Leder herauslösen und über die Haut in den menschlichen Körper gelangen. Sie können aber auch mit dem Waschwasser in die Umwelt gelangen und hier Schaden anrichten.
Textilien und Lederwaren herstellen:
Ein komplizierter und verzweigter Prozess
Über das Chemikalienthema hinaus sind die Prozesse der Textil- und Lederindustrie leider auch noch mit vielen weiteren Umweltrisiken verbunden. Das liegt hauptsächlich daran, dass so ein Textil- oder Lederprodukt in der Regel komplex ist. Viele verschiedene Komponenten stecken in einem Kleidungsstück oder in einen Schuh oder werden für deren Herstellung verwendet. Von der Roh-Faser bzw. der Roh-Haut über Knöpfe, Garne, Schließen, Schnallen, bis hin zu Klebern, Waschmitteln und anderen Chemikalien – die Herstellung eines jeden einzelnen Bestandteils birgt eigene Probleme für Mensch und Umwelt. Die textile Produktionskette beinhaltet viele einzelne Arbeitsschritte und auch die Herstellung von Leder ist komplex. Einige Fertigungsschritte, wie zum Beispiel Fasererzeugung, Gerbung, Färbung, und Ausrüstung, hinterlassen einen deutlich größeren ökologischen Fußabdruck, als andere. Je nachdem, wie eine Jeans gefärbt oder behandelt wurde, ist sie auch mehr oder weniger gesundheitsschädlich für den Träger.
Bio-Naturfasern – unser Spezialgebiet
Alles beginnt mit der Erzeugung des Rohstoffes. Während der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und –Düngern, der Wasserverbrauch oder der Tierschutz die wichtigsten Problemfelder bei der Erzeugung von Naturfasern, wie Baumwolle, Leinen, Wolle, Seide und Co., sind, so sind bei synthetischen Fasern eher Energieverbräuche, der Einsatz von nicht erneuerbaren Energien oder Produktionschemikalien der Knackpunkt. Man kann nicht wirklich sagen, welche Faser die ökologisch sinnvollste ist oder welche die Gesundheit am wenigsten belastet. Bei der Entscheidung, ob der neue Pullover nun aus Wolle, Baumwolle oder Viskose sein soll, hilft es zu wissen, dass kontrolliert ökologisch erzeugte Naturfasern (organic, bio) nach strengen staatlichen Richtlinien hergestellt werden, die sicherstellen, dass weder die Umwelt noch die Gesundheit von Verbrauchern zu stark belastet wird.
Der Produktionsprozess –
zentrale Stellschrauben für nachhaltige Produkte
Mit einer Bio-Faser oder der nachhaltig gewonnenen Rohhaut für Lederwaren ist es aber noch nicht getan. Die wirklich ressourcen-intensivsten Arbeitsschritte bei der Herstellung eines Schals oder einer Ledertasche kommen erst jetzt. Bis ein Rohstoff zum fertigen Produkt wird – und hier spielt es keine Rolle, ob von Leder, Natur- oder synthetischen Fasern die Rede ist – sind viele Chemikalien, Wasser und Energie notwendig. Und viele Substanzen und Bestandteile gelangen ins Wasser oder in die Luft und landen auf dem Müll. Es ist also enorm wichtig, nachhaltig zu wirtschaften, denn bei der konventionellen Produktion bedeutet dies eine massive Belastung der Umwelt massiv belastet und eine Gefährdung der Verbrauchergesundheit.
Wirklich kritisch für die Umwelt sind bei Textilien die mannigfaltigen Behandlungen, also das Färben, Drucken, Ausrüsten oder Veredeln und das Finishing bei Leder. Textile Produkte können an mehreren Stellen ihres Entstehungsprozesses behandelt werden. Sowohl Garne und Stoffe als auch das fertige textile Produkt werden beispielsweise gebleicht, gefärbt, geglättet, veredelt (knitterfrei, wasserabweisend, bügelleicht etc.). Leder wird gewachst, geölt oder beschichtet, um es weicher, gleichmäßiger oder lichtechter zu machen. Diese Arbeitsschritte sind alle ebenfalls hochgradig wasser‑, energie- und chemikalienintensiv. Hier kommt es also sehr auf den Einsatz von umwelt- und gesundheitsverträglichen Substanzen an und auf optimierte Produktionsprozesse, die möglichst wenige Ressourcen verbrauchen.
Was bleibt am Ende der Lebensdauer
Am Ende bleibt noch die Frage, wie sich Schuhe oder Shirts verhalten, nachdem sie nicht mehr getragen werden können. Wie einfach lassen sich Produkte recyceln oder wie schnell verrotten sie in der Umwelt. Produkte so herzustellen, dass man sie nach dem Gebrauch sinnvoll wieder in den Stoffkreislauf zurückführen kann, ist eine der Herausforderungen, mit der wir uns in der Zukunft verstärkt beschäftigen müssen.
Uns geht es also darum, Produktionsketten von Textil- und Lederwaren ökologisch zu optimieren um die Branche möglichst schnell und nachhaltig in eine umweltfreundliche Industrie zu verwandeln.